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TAG: NAME WRITING IN PUBLIC SPACE. Hamburg 2023. 

A conference about tagging, in history and today.

Eröffnung: Donnerstag, 29. Juni 2023, 17 bis 20 Uhr 
im Lichthof der Staats- und  Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Eintritt frei.

Freitag, 30. Juni und Samstag, 1. Juli 2023, jeweils 10 bis 17:30 Uhr (Einlass ab 9:30 Uhr)
im Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24, Eintritt frei.

Die Tag-Konferenz ist ein internationales Treffen, auf dem Akademiker und Nicht-Akademiker sowohl über das aktuelle Tagging als auch über seine historischen Vorläufer sprechen. 

Die bisherigen Tag-Konferenzen in Berlin, Amsterdam, Köln und New York haben bewiesen, dass unter Denkern auf der ganzen Welt ein erhebliches Interesse an diesem noch wenig erforschten Gebiet besteht. Deshalb freuen wir uns, die fünfte Tag-Konferenz ankündigen zu können, die eine neue Gelegenheit bietet, sich eingehender mit dem Thema der Namensgebung im öffentlichen Raum zu befassen.

Diese Ausgabe der Tag Conference wird vom Exzellenzcluster “Understanding Written Artefacts” der Universität Hamburg und dem Museum für Hamburgische Geschichte unterstützt und ist Teil des Begleitprogramms der Ausstellung EINE STADT WIRD BUNT.

Alle Vorträge sind kostenlos und öffentlich zugänglich. Vorträge sind in englischer Sprache, einige werden in deutsch gehalten.

NAME WRITING IN PUBLIC SPACE

Das informelle Schreiben von Namen im öffentlichen Raum ist eine uralte Praxis, wahrscheinlich so alt wie die Schrift selbst. Von Kindern und anonymen Arbeitern bis hin zu prominenten Schriftstellern, Politikern oder Archäologen haben Menschen aller Art und Epochen den Drang verspürt, ihre Existenz an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit zu symbolisieren, indem sie eine persönliche Spur für andere Menschen hinterlassen.

Diese Praxis hat in verschiedenen Epochen der Geschichte eine besonders sichtbare Rolle gespielt, etwa im antiken Rom und im romantischen Europa. Sie diente als kartografisches Hilfsmittel und als Mittel, um Menschen in unerforschten Landschaften aufzuspüren. Er wurde als symbolische Waffe in Kriegen eingesetzt. Und im letzten Jahrhundert erlangte sie eine noch nie dagewesene Intensität und wurde zum zentralen Merkmal mehrerer vollwertiger Volkskulturen auf der ganzen Welt.

Die ausgefeilteste dieser Kulturen ist die Graffiti-Tradition, die sich in den 1970er Jahren in den U-Bahnen von New York City entwickelte und später Teil der Landschaft der meisten Städte weltweit wurde. Unter dem Einfluss dieser Tradition wird das Schreiben von Namen heute allgemein mit dem Slangbegriff “Tagging” bezeichnet.

Ziel der Tag-Konferenz ist es, die Diskussion über das Tagging aller Epochen, über sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte sowie über die verschiedenen Tagging-Traditionen und -Kulturen, die es gibt und gegeben hat, zu fördern. Die Konferenz steht Anthropologen, Kunsthistorikern, Archäologen, Philosophen, Geographen, Urbanisten, Kalligraphen, Künstlern und anderen Intellektuellen oder Liebhabern mit Interesse an diesem Thema offen.

PROGRAMM

Die Konferenz beginnt mit einer aufschlussreichen Keynote des unabhängigen britischen Forschers und professionellen Archäologen Matthew Champion.

Champion ist eine international führende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Erforschung historischer Graffiti und wird in seinem Vortrag darüber berichten, wie das Schreiben von Namen im öffentlichen Raum bis in die jüngste Zeit hinein tatsächlich alltäglich war.

Das Programm der Konferenz befasst sich mit übersehenen Techniken im Zusammenhang mit Tags, mit obskuren Entwicklungen bei Graffiti-Schriftzügen, mit einzigartigen lokalen Formen des öffentlichen Namensschreibens in nicht-westlichen Ländern und mit verschiedenen Möglichkeiten zur Archivierung des immateriellen Erbes des Tagging.

Auf der Tag-Konferenz werden zwei große Vertreter des Name-Writings aus sehr unterschiedlichen Epochen untersucht. Die eine ist Antonio Bosio, der bahnbrechende Archäologe der Renaissance, der auf den römischen Fresken, die er unter der Erde entdeckte, markante Tags hinterließ. Die zweite Figur ist Walter Josef Fischer alias OZ, der Außenseiterkünstler und produktive Tagger und Graffiti-Sprüher, der jahrzehntelang in Hamburg seine Spuren hinterließ.

VORTRÄGE

Donnerstag, 29. Juni

Im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek


17 Uhr
Filmvorführung
“Hobo Carvings in Red Bluff, CA”
Ungekürztes Filmmaterial von Robert Ranberg
USA, 1969, 26′ (loop)
Mit freundlicher Genehmigung der Tehama County Historical and Genealogical Society

18 Uhr
Keynote Talk
Matthew Champion (Großbritannien)

18:45 Uhr
Keynote Talk
Susan Phillips (USA)

19:30 Uhr
Closing Talk
Javier Abarca (ES)


Freitag, 30. Juni

Im Großen Hörsaal des Museums für Hamburgische Geschichte

10 Uhr
Nils Altland, Mathias Weinfurter und Tim Dockweiler (DE)
“Archiving the ephemeral: The Tag Collector”

10:45 Uhr
Polina Stohnushko (UA)
“Das ist unser Krieg”

11:30 Uhr
Buchpräsentation
“Graffiti Scratched, Scrawled, Sprayed: Towards a Cross-Cultural Understanding”
Mit Herausgeber Ondřej Škrabal (CZ)

11:40 Uhr
Buchpräsentation und Filmvorführung
“Tag Spotlight”
Mit den Herausgebern Javier Abarca (ES) und Sascha Blasche (DE)

12 Uhr — MITTAGSPAUSE

13.00 Uhr
Kathleen Göttsche (DE)
“OZ said”
 auf Deutsch


13:45 Uhr
Mohamed N. El-Barbary (EG), Mariko Ikeda (JP) und Ondřej Škrabal (CZ)
“New approach towards the documentation of tagging subculture in Tokyo”

14:30 Uhr
Orestis Pangalos (GR)
“Collectivity in individual name-writing”

15:15 Uhr — KAFFEEPAUSE

15:45 Uhr
Tobias Barenthin Lindblad (SE)
“Building history: a how-to in archiving, cataloging and collecting memories”

16:30 Uhr
Desi Marangon (IT)
“I graffiti di Venezia’: a history of Venice from below”

Samstag, 1. Juli

Im Großen Hörsaal des Museums für Hamburgische Geschichte


10 Uhr
Katharina Tyran (AT)
“„Naš kraj“, Our hood: südslawische Tag-Kulturen in Wien”
 auf Deutsch

10:45 Uhr
Sanja Ewald (DE)
“Das Blackbook: mehr als nur ein Skizzenbuch”
 auf Deutsch

11:30 Uhr
Anna Nistratowa (RU)
“Carved tags: contemporary graffiti on rocks by Russian street artists”

12:15 Uhr — MITTAGSPAUSE

13:15 Uhr
Vittorio Parisi (IT)
“Graffiti occulto: Weird, dark lettering and its relationship to contemporary ruins”

14 Uhr
Isabel Carrasco (ES)
“The ‘mayos’ graffiti tradition from Torrenueva, Spain”

14:45 Uhr — KAFFEEPAUSE

15:15 Uhr
Rory Maley (AU)
“Object infinity: Obsession, mania, and living forever in the underground”

16 Uhr
Rashi Kakoon (IN)
“Erasing heritage through love tagging”

Mehr als 60.000 Besucherinnen und Besucher konnte das Museum für Hamburgische Geschichte bislang in der Sonderausstellung „EINE STADT WIRD BUNT“ begrüßen, in der noch bis zum 7. Januar 2024 die Entstehung der Hamburger Graffiti-Szene in den 1980er und 1990er Jahren zu erleben ist. Fast 500 Exponate – darunter Fotos, Texte, Skizzenbücher, Sprühdosen, Magazine, Schallplatten und Accessoires  – haben die vier Kuratoren für die Ausstellung zusammengestellt. Unter den Objekten finden sich auch zahlreiche Zeugnisse für das „Tagging“, das als Basis des modernen Graffiti gilt und in den 1960er und 70er Jahren in New York City entstanden ist.

Doch die Tradition privater Inschriften reicht viel weiter zurück: vom Grabmal im alten Ägypten bis zum Stromkasten an der Straßenecke. Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen war bislang aber in erster Linie historisches Graffiti. Zeitgenössisches „Tagging“ hingegen findet kaum Beachtung in der akademischen Welt. Die „Tag Conference“ will das ändern – und schlägt den langen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart.

In den Augen von Laien sind „Tags“ sinnlose Schmierereien. Für Writer hingegen sind sie wie eine Wandzeitung, die wertvolle Informationen über die Szene enthält. Zudem verraten sie viel über die Könnerschaft ihrer Urheber, denn anders als komplexe „Pieces“ lässt sich der rohe Strich auf der Wand nicht korrigieren. Historisch betrachtet, stellt das „Tag“ sogar die eigentliche Wurzel des Writing dar: Bevor es bunte „Pieces“ gab, verbreiteten Writer simple Signaturen.

Und sie waren nicht die ersten, die sich in den öffentlichen Raum einschrieben. Schon in antiken Tempeln und Grabstätten fanden sich private Inschriften. Von religiösen bis zu politischen Botschaften, von geheimen Zeichen fahrender Völker bis zu Hinterlassenschaften an touristischen Hotspots: Irreguläre Beschriftungen im privaten sowie im öffentlichen Raum lassen sich über Jahrhunderte und Kulturkreise hinweg auf der ganzen Welt nachweisen.

Während historische Inschriften immer wieder wissenschaftlich untersucht werden, fliegt modernes Writing jedoch gewissermaßen unter dem akademischen Radar. Noch. Denn seit 2017 bietet die „Tag Conference“ sowohl Historikerinnen und Historikern als auch Writern und Chronisten des modernen Writing eine Plattform für den Dialog – und dem interessierten Publikum überraschende Einblicke in die Kultur des Beschriftens von Öffentlichem Raum im Laufe der Zeit.

Nach Berlin (2017), Amsterdam (2018), Köln (2019), Modena (2020) und New York (2023) gastiert die „Tag Conference“ in diesem Sommer in Hamburg im Rahmen der Ausstellung „EINE STADT WIRD BUNT“ im Museum für Hamburgische Geschichte. Das Ziel der Tagung ist es, die von der akademischen Welt bislang kaum beleuchteten langen Entwicklungslinien von historischen Inschriften bis zum zeitgenössischen Writing aufzuzeigen und somit eine Brücke zwischen etablierter Geschichtswissenschaft und der Dokumentation und Analyse von zeitgenössischem Graffiti zu schlagen.

Der italienische Kunsthistoriker Egidio Emiliano Bianco wird in seinem Vortrag die Arbeit des Archäologie-Pioniers Antonio Bosio vorstellen, der bereits im 16. Jahrhundert die Inschriften in römischen Katakomben untersuchte und dort selbst welche hinterließ. Die Hamburger Kulturwissenschaftlerin Kathleen Göttsche widmet sich dem Phänomen „OZ“, der in Hamburg vom Outsider Artist zu einer Art lokalem Held der Szene wurde.

Vom Phänomen „Spitznamen“ über Rolle und Funktion des „Blackbooks“ im Writing bis hin zu Betrachtungen von Tag-Kulturen in Wien oder Tokyo: Die diesjährige „Tag Conference“ bietet ein vielfältiges Programm, das die unterschiedlichsten Facetten des Themas ausleuchtet. Erwartet werden mehr als 20 Rednerinnen und Redner aus insgesamt 14 Ländern – sowohl aus dem akademischen Umfeld als auch aus der Writing-Szene selbst.


Wissenschaftlicher Ausschuss
PhD Javier Abarca, independent researcher (ES)
PhD Orestis Pangalos, independent researcher (GR)
Cluster of Excellence “Understanding Written Artefacts”

Direktor
Javier Abarca (ES)


Eröffnung

Donnerstag, 29. Juni.
17 bis 20 Uhr.

Eintritt frei.

Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek
Von-Melle-Park 3
20146 Hamburg

Konferenztage

Freitag, 30. Juni.
Samstag, 1. Juli.
Jeweils 10 bis 17:30 Uhr (Einlass ab 9:30 Uhr)

Eintritt frei.

Museum für Hamburgische Geschichte
Holstenwall 24
20355 Hamburg

Unlock Book Fair Hamburg 2023

Mit freundlicher Unterstützung:

EINE STADT WIRD BUNT wird gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg,  Stiftung wissensART, dem Centre for the Study of Manuscript Cultures (CSMC), Cluster of Excellence “Understanding written artefacts”, der Universität Hamburg und Weischer Medien.