Wie bereits das Buch, so schlägt auch die Ausstellung den historischen Bogen von der Errichtung einer neuen Stadt-Topografie nach dem Zweiten Weltkrieg über die Punk- und Protestkultur der 1980er Jahre bis zur Entstehung einer wachsenden Graffitiszene. Detailreich zeichnet die Ausstellung nach, wie die US-amerikanische Hip-Hop-Kultur in Hamburg heimisch wurde. Zahlreiche, teils großformatige Fotografien zeigen, wie Hamburgs Graffiti-Pioniere die Wände der Stadt eroberten. Filmplakate, Konzertkarten sowie Artikel aus Zeitschriften wie „Stern“ oder „Bravo“ und andere Schriftstücke illustrieren die wichtige Rolle von Medien, die Bedeutung der Musik- und Breakdance-Szene und die Relevanz von Jugendhäusern und des Kulturbetriebs für die Entwicklung der gesamten Subkultur.
Ob Flyer, Audiokassette oder Schallplatte: Manche Exponate sehen vielleicht auf den ersten Blick aus wie profane Alltagsgegenstände aus einer längst vergangenen Zeit. Im Kontext der Geschichte, die die Ausstellung erzählt, wird aber schnell deutlich, dass quasi jeder Schnipsel, der mit Hip-Hop und Graffiti zu tun hatte, seinerzeit wie ein Schatz gehütet wurde. Im Zeitalter vor dem Internet waren Informationen über die Subkultur Mangelware, die Zugehörigkeit zur Szene kam der Mitgliedschaft in einem Geheimbund gleich. Mit Arbeitsmitteln der Graffiti-Writer wie Sprühdosen, Markern, Vierkantschlüsseln oder Bolzenschneider aber auch über Szene-typische Accessoires wie Namebelts, Sneakers oder Baseballjacken mit „Backpieces“ sowie mit legendären Schallplatten gibt die Ausstellung einen tiefen Einblick in die Anfänge der Hip-Hop-Kultur in Hamburg überhaupt, nimmt also neben dem Graffiti-Writing auch das MCing, das DJing und das Breaking in den Blick.
Zu den Highlights der Ausstellung gehören die historischen S-Bahn-Sitze, auf denen die Besucherinnen und Besucher Platz nehmen können – wie ein Graffiti-Writer in den 1980er Jahren. Über dem Eingang in die Musik-Sektion der Ausstellung steht in großen Lettern „Powerhouse“ – bei dieser Installation handelt es sich um den Original-Schriftzug, der einst den Eingang eines legendären Hip-Hop-Clubs auf St. Pauli schmückte. Ein weiterer Höhepunkt ist das originalgetreu rekonstruierte Zimmer eines fiktiven Hamburger Jugendlichen, der in den 1980er Jahren zum Sprüher wurde. Der biografische Bruch, der sich hier im Übergang von Kindheit zu Jugend vollzieht, lässt sich an zahlreichen Details im Raum ablesen: Neben der Sammlung leerer Coladosen, die damals viele Jugendzimmer schmückte, stehen plötzlich bunte Sprühdosen der Marke Sparvar.