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OLDSCHOOL-GRAFFITI SKATEBOARD DECK SERIE

Let the Good Times Roll…

Die Kings sind zurück: 40 Jahre nachdem die ersten Writer in Hamburg ihre Zeichen hinterließen, präsentiert EINE STADT WIRD BUNT in Kooperation mit dem Hamburger Skatelabel TRAP eine limitierte Edition von Decks mit legendären Oldschool-Motiven aus der Hansestadt.

RELEASE

Die Skateboard Decks können hier direkt im Laden gekauft werden:
Mantis Skateshop, Große Theaterstraße 42, Hamburg.

Oder Online über mantisshop.de und hier im Shop.

Mit einer exklusiven Skateboard-Serie widmet sich EINE STADT WIRD BUNT gemeinsam mit dem legendären Hamburger Label TRAP vier Writern, die Graffiti in Hamburg den Weg bereitet haben. Die für die limitierte Edition ausgewählten Fotos stammen aus den Jahren 1984, 1986, 1987 und 1991 und repräsentieren verschiedene Facetten der frühen Hiphop- und Graffitiszene in der Hansestadt.

Von SONNY, einem der ersten Breaker und Writer der Stadt über CISCO und ZACK, die mit ihrer Crew „The Magnificent Crowns“ (TMC) die ersten Graffiti-Kings in Hamburg waren, bis hin zu SERA, der Bombing Anfang der 1990er-Jahre auf ein neues Level hob: Mit den Motiven ihrer Kooperation setzen das Hamburger Label TRAP und EINE STADT WIRD BUNT vier Writern ein Denkmal, die Graffiti in Hamburg seinerzeit entscheidend geprägt haben.

Die vier Decks, die den Writern gewidmet sind, werden in limitierter Stückzahl produziert. Dabei entspricht die Anzahl jeweils dem Jahr, in dem das entsprechende Foto gemacht wurde: Das Sonny-Deck (1984) ist auf 84 Stück limitiert, das Cicso-Deck (1986) auf 86 Stück und so weiter. Die limitierten Decks sind zudem vom jeweiligen Writer handsigniert. Zur Serie gehört zudem ein fünftes nicht-limitiertes Deck, auf dem historische Sprühdosen und Marker zu sehen sind.

Mit dem Thema der neuen Deck-Serie verbindet Skateboarding-Legende und TRAP-Gründer Richie Löffler viele persönliche Erinnerungen. „Ich skate seit Mitte der 1980er Jahre und war ab 1987 auch regelmäßig am Jungfernstieg, wo sich Skater und BMXer trafen“, erzählt Richie. „1988 kamen die Writer dazu, von denen einige über die Jahre zu meinen Freunden wurden.“ Sowohl Skateboarding als auch Writing seien Wege, sich die Stadt anzueignen – und dabei Grenzen zu überschreiten. „Writer wie Skater verstehen die Stadt als ihren Spielplatz“, sagt Richie. „Sie fragen nicht, ob sie ihn nutzen dürfen – sie tun es einfach.“

SONNY

1984

Damals auf St. Pauli

Ist das der Junge Bruce Lee? Nein, das ist Andre Ticoalu alias „Sonny“, der 1984 – im Alter von 15 Jahren – in einem Hinterhof auf St. Pauli Breaking-Moves trainiert. Dass die ein bisschen an Kung-Fu erinnern, ist kein Zufall: „Wir wohnten damals in der Seilerstraße 27 und teilten uns den Hinterhof unter anderem mit dem Studio von Al Dacascos“, erzählt Sonny. Und so kam es, dass er bereits mit zehn Jahren bei der Kung-Fu-Legende trainiert hatte.

„Mich hatte dabei aber weniger der Kampf interessiert, als die Bewegungen“, sagt Sonny. Als eine Freundin dann 1983 von einer Reise nach New-York-Reise zurückkehrte und ein paar Moves präsentierte, war er wie elektrisiert: „Ich dachte nur: Was ist das denn? Das will ich auch!“ Er fing an, zu trainieren – und entwickelte über die Jahre ganz eigene, vom Kung-Fu inspirierte, Moves. „Dieser spezielle Stil ist der Grund, warum ich so schnell so bekannt wurde“, sagt er heute.
Bald schon drehte sich Sonnys ganzes Leben um Hip-Hop. Unter dem Namen „SonnyTee“ wurde er bald einer der besten Breaker des Landes. Und mit dem Namen „Jase“ machte er sich bis weit über Hamburgs Grenzen hinaus einen Namen als Writer.

Heute ist Andre Ticualu eine lebende Hip-Hop-Legende, gibt Graffiti- und Breaking-Workshops und gehört zur künstlerischen Leitung der Hip-Hop Academy Hamburg. Den Hinterhof in der Seilerstraße 27 gibt es bis heute. Doch nur wenige wissen, dass hier Hip-Hop-Geschichte geschrieben wurde.

Deck: Mellow Concave, 7 Schichten Kanadisches Ahornholz.

Graphics: Motiv SONNY, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Artist-Klappkarte in A5.
Limited Edition of 84, handnummeriert und signiert.

Preis: 84 €


CISCO

1986

Hamburgs erster Train-King

Es war ein Nachmittag im Sommer 1986, als Cisco, Jerk und Chuck von der Crew „The Magnificent Crowns“ mit der S-Bahn nach Bergedorf fuhren, um dort im Yard eine S-Bahn zu sprühen. Der Weg zum Zug war damals für gewöhnlich noch ein Kinderspiel: In Bergedort etwa lief man durch ein kleines Wäldchen, stieg über einen hüfthohen, verrosteten Draht und stand am Train. Jerk setzte an jenem Tag ganz links an, Chuck ganz rechts. Cisco kümmerte sich derweil um den Waggon in der Mitte. Sein Plan: Hamburgs wahrscheinlich erster One-Man-End-to-End.

Dass er ausgerechnet einen 1.-Klasse-Wagen lackierte, könnte man als programmatisch bezeichnen. Denn es waren Pieces wie dieses, die der Szene klarmachten, wer 1986 die „Kings in Town“ waren: Da sind die Krone und der „Medusenkopf“ auf der linken Seite, der komplexe Style (mit leuchtendgelben Blocks und „Bodé-Charakter“ als „i“) in der Mitte und der Polizisten-Character sowie ein TMC-Style ganz rechts: 1986 setzte der damals 17-jährige Cisco Maßstäbe in Sachen Trainwriting in Hamburg – und wahrscheinlich auch bundesweit.

Er war Hamburgs erster Writer, der konsequent Trains gemalt hat. Wie viele es sind, weiß heute niemand mehr, denn viele Fotos haben die Zeit leider nicht überdauert. Dass ausgerechnet dieser – der wahrscheinlich erste Train dieser Qualität in Hamburg – auf einem qualitativ so hochwertigen Foto für die Nachwelt gesichert ist, hat Cisco seinem Crew-Kollegen Jerk zu verdanken. „Ich habe mich ein paar Tage nach der Aktion mit der Spiegelreflexkamera meiner Mutter an den Hauptbahnhof gesetzt und gewartet“, erinnert er sich. Irgendwann war es soweit: Eine S21, wohl Hamburgs erster „One-Man-E2E“, rollte ein.

Deck: Mellow Concave, 7 Schichten Kanadisches Ahornholz.

Graphics:  Motiv CISCO, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Artist-Klappkarte in A5.
Limited Edition of 86, handnummeriert und signiert.

Preis: 86 €


ZACK

1987

Die ersten Pieces am Stieg

Lässig sitzt Zack auf einer Bank am Jungfernstieg und zeigt etwas versteckt auf sein Piece. Ein paar Sparvar-Dosen stehen noch auf dem Boden herum – es sind die „Tatwerkzeuge“ der vergangenen Nacht. „Jerk und ich wollten in der City bomben“, erinnert sich Zack, der mit seiner Crew „The Magnificent Crowns“ (TMC) zu den absoluten Kings der Stadt gehört. „Wir fingen am S-Bahnhof Sternschanze an und bewegten uns in Richtung Dammtor.“ Die Idee, am Alsteranleger zu malen, kam ihnen dann ganz spontan – und selbst der plötzlich einsetzende Regen konnte sie nicht bremsen.

Jerk, der damals nicht nur Writer sondern auch Skater war, verbrachte damals schon manchen Nachmittag am Alsteranleger – dem Treffpunkt für Skater und BMXer. Für Zack, der kein Skater war, verbanden sich keine Erlebnisse mit dem Ort. „Für mich war das einfach nur ein geiler Spot“.  Was die beiden nicht wissen konnten: Nur ein Jahr später, ab 1988, wurde der Alsteranleger zum zentralen „Corner“ der Hamburger Graffitiszene. Und so waren Zack und Jerk einmal mehr ihrer Zeit voraus in Sachen Graffiti in Hamburg.
„Gleich am nächsten Morgen gingen wir wieder zurück zum Alsteranleger, um Fotos zu machen“, so Zack. Und wie beim Cisco-Train in Bergedorf im Jahr zuvor ist es Jerk, dem mit der Spiegelreflexkamera seiner Mutter eine historische Aufnahme gelingt.

Deck: Mellow Concave, 7 Schichten Kanadisches Ahornholz.

Graphics:  Motiv ZACK, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Artist-Klappkarte in A5.
Limited Edition of 87, handnummeriert und signiert.

Preis: 87 €


SERA RTA

1991

Der Burner unter der Brücke

Ende der 1980er Jahre trat in Hamburg ein Writer auf den Plan, dessen Schaffen die „Grenzen des Machbaren“ verschieben sollte. Die Rede ist von Amadeus, der sich bald bis weit über Hamburg hinaus einen Namen machte. Da er zumeist allein unterwegs war, blieb es über einen langen Zeitraum auch vielen Writern verborgen, wer der Mensch hinter diesen auffälligen Pieces war.

Vor allem in den Jahren 1990 und 1991 brach Amadeus, der eine zeitlang übrigens auch BMX-Freestyle-Profi war, fast täglich zu nächtlichen Aktionen auf und brachte dabei in der Regel aufwändige und farbenfrohe Pieces an riskanten und gut sichtbaren Spots an. Seine Lettern vereinten ein hohes Maß an Komplexität mit bemerkenswerten handwerklichen Skills: Die Balken, Schwünge und Blocks saßen perfekt, die Linien waren – gerade vor dem Hintergrund der damaligen Dosenqualität – überraschend sauber.

Anders als die meisten Writer wechselte Amadeus oft den Namen. Legale Pieces malte er bald nur noch unter dem Namen „Shore“. Nachts schrieb er Namen wie Who, Sir, Dinr, Enro, Serta, Lor, Ent – oder eben Sera, den Namen, der dieses Deck ziert. Der Style, ein typischer „Eyecatcher“ von Amadeus, prangte 1991 plötzlich gut sichtbar an einer Bahnbrücke in Hamburg-Rahlstedt.

Als Mitglied der legendären Crew „RTA“ (Real Transit Artists), die damals die europaweit unangefochtenen Kings des Trainwriting waren, verbreitete Amadeus seine Namen in den Jahren bis 1994 auch in Dortmund, Amsterdam und vielen weiteren Städten in Deutschland und Europa. 1992 gelang, wovon wahrscheinlich jeder Writer träumt: ein Wholecar auf einer New Yorker U-Bahn.

Deck: Mellow Concave, 7 Schichten Kanadisches Ahornholz.

Graphics:  Motiv SERA RTA, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Artist-Klappkarte in A5.
Limited Edition of 91, handnummeriert und signiert.

Preis: 91 €


CANS

Weapons of Choice

In den 1980er Jahren mussten Writer mit dem Material arbeiten, das auf dem Markt vorhanden war. In der Regel handelte es sich dabei um Sprühdosen, der Marken „Sparvar“, „Ultra-Color“ oder „Marabu“, die für das Lackieren von Autos oder Heizkörpern bestimmt waren. Auf Beton und Mauerwerk deckten sie teilweise eher schlecht, zudem war es kaum möglich, mit den vorhandenen Sprühköpfen saubere Striche zu ziehen. Es gab jedoch Ausnahmen wie den hochdeckenden Farbton „Hitzerot“ der Marke „Auto-K“, der bald Kultstatus in der Szene erlangte.

Doch Not macht erfinderisch – und so fanden die Writer Wege, die vorhandenen Materialien zu optimieren. Sie machten etwa die Entdeckung, dass man mit den Sprühköpfen, die auf den Deos der Marke „Ellen Betrix“ steckten, relativ sauber malen konnte – und entwendeten sie flächendeckend in den Drogeriemärkten. Wer sehr feine Linien sprühen wollte, montierte die Nadel einer Arztspritze vorne aufs Cap.

Bei Markern war die Lage etwas anders: Dicke Filzstifte wie der „Edding 800“ waren durchaus brauchbare Tagging-Instrumente, die es in jedem Schreibwarenhandel gab. Und so ziert das historische Markermodell – mit verändertem Label – die Decks dieser Serie als Top-Graphic. Doch auch bei den Markern war „Marke Eigenbau“ oft noch besser. Und so gab es Writer, die mit den Schwämmen in Schuhcreme-Dosen taggten.

Ab Mitte der 1990er Jahre begannen Sprühdosenhersteller zu verstehen, dass es einen Markt zu erobern gab – und fingen an, Dosen, Caps und Marker speziell für die Bedarfe von Writern zu entwickeln. Heute, rund 30 Jahre später, macht die Graffiti-Industrie Millionenumsätze mit hochgradig spezialisierten Produkten. Doch mit dem stetig wachsenden Sortiment geht möglicherweise auch etwas verloren. Denn gerade der Mangel weckte den Erfindergeist der Writer der 1980er Jahre. Und so stehen die Sprühdosen und Marker auf diesem Foto auch für eine Zeit, in der die Welt von Kindern und Jugendlichen mehr als heute von Improvisation geprägt war.

Deck: Mellow Concave, 7 Schichten Kanadisches Ahornholz.

Graphics:  Motiv CANS, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Info-Klappkarte in A5.
Open Edition.

Preis: 69,90 €


Fotos © Jonn Rübcke